Du hast also ein Jobangebot in den VAE bekommen – herzlichen Glückwunsch! Bevor du die Sektkorken knallen lässt, gibt es einen entscheidenden Schritt: das Verständnis deines Arbeitsvertrags. Stell ihn dir als die rechtliche Blaupause für dein Arbeitsverhältnis in den Emiraten vor. Es ist unerlässlich, dies von Anfang an richtig zu machen, besonders da das neue Arbeitsgesetz der VAE (Bundesgesetzblatt Nr. 33 von 2021) nun die Beschäftigung im Privatsektor regelt. Dieses Gesetz brachte bedeutende Neuerungen mit sich, die darauf abzielen, die Flexibilität zu erhöhen und die Rechte der Arbeitnehmer zu schützen. Dieser Beitrag erläutert die wichtigsten Grundlagen von Verträgen, die wichtigsten Klauseln, die du genau prüfen solltest, und wie du effektiv verhandelst – alles basierend auf den neuesten Vorschriften. Grundlagen von VAE-Arbeitsverträgen verstehen
Eine der größten Änderungen unter dem neuen Arbeitsgesetz ist der Übergang zu befristeten Arbeitsverträgen als Standard für Neueinstellungen. Vorbei sind die Zeiten unbefristeter Verträge für die meisten; jetzt gelten Vereinbarungen für eine bestimmte Dauer. Keine Sorge, es gibt keine Obergrenze mehr (wie die frühere Dreijahresgrenze), und Verträge können im gegenseitigen Einvernehmen für ähnliche oder kürzere Zeiträume verlängert werden. Läuft dein Vertrag aus und beide Parteien machen wie gewohnt weiter, gilt er als automatisch zu denselben Bedingungen verlängert. Wichtig ist, dass all diese Verlängerungen zu deiner kontinuierlichen Dienstzeit zählen, was sich auf Dinge wie deine Abfindung am Ende des Dienstverhältnisses auswirkt. Innerhalb dieses befristeten Rahmens unterstützen die VAE verschiedene Arbeitsmodelle, um unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dein Vertrag wird deine Vereinbarung spezifizieren, die Folgendes sein könnte: Vollzeit: Die klassische Anstellung, bei der du ausschließlich für einen Arbeitgeber während der Standardarbeitszeiten tätig bist. Teilzeit: Du arbeitest weniger Stunden als in Vollzeit, potenziell für mehrere Arbeitgeber mit den entsprechenden Genehmigungen. Du hast weiterhin anteilige Rechte wie Urlaub und Abfindung. Zeitarbeit: Einstellung für ein bestimmtes Projekt oder eine Aufgabe mit einem definierten Enddatum. Flexible Arbeit: Arbeitsstunden oder -tage variieren je nach Arbeitsaufkommen, manchmal auch als freiberufliche Tätigkeit bezeichnet. Remote-Arbeit: Erledigung von Aufgaben außerhalb des traditionellen Büros. Job-Sharing: Aufteilung der Aufgaben einer Stelle auf mehrere Arbeitnehmer. Du wirst wahrscheinlich auf eine Standardvertragsvorlage des Ministeriums für Humanressourcen und Emiratisierung (MOHRE) stoßen. Arbeitgeber fügen jedoch oft einen Zusatzvertrag mit detaillierteren unternehmensspezifischen Bedingungen hinzu. Bei Widersprüchen hat die bei MOHRE registrierte Version in der Regel Vorrang. Wichtige Klauseln in deinem VAE-Vertrag entschlüsseln
Okay, gehen wir ins Detail. Dein VAE-Arbeitsvertrag muss schriftlich vorliegen, und die Überprüfung jeder Klausel vor der Unterzeichnung ist nicht verhandelbar – er ist nach der Unterzeichnung rechtsverbindlich. Achte besonders auf diese Bereiche: Wesentliche Informationen
Stelle sicher, dass die Grundlagen korrekt sind: vollständige rechtliche Namen und Adressen von dir und deinem Arbeitgeber sowie deine Nationalität und dein Geburtsdatum. Deine Berufsbezeichnung und eine detaillierte Beschreibung deiner Aufgaben sind ebenfalls entscheidend. Eine genaue Beschreibung definiert deinen Arbeitsbereich und kann zukünftige Meinungsverschiedenheiten verhindern. Der Vertrag sollte auch deinen Hauptarbeitsort klar angeben. Vergütung im Detail: Mehr als nur die Gesamtsumme
Dies ist oft der am genauesten geprüfte Abschnitt, und das zu Recht. Der Vertrag muss deine Gesamtvergütung klar in Grundgehalt und etwaige Zulagen (wie Wohn- oder Transportkosten) aufschlüsseln. Warum ist das wichtig? Weil entscheidende Berechnungen für die Abfindung am Ende des Dienstverhältnisses und Überstundenvergütungen nur auf deinem Grundgehalt basieren, nicht auf dem Gesamtpaket. Oft macht das Grundgehalt etwa 60 % der Gesamtsumme aus. Zahlungsbedingungen, einschließlich Häufigkeit und Methode (normalerweise über das Wage Protection System - WPS), sowie die Währung müssen ebenfalls angegeben werden. Wenn deine Rolle Provisionen beinhaltet, stelle sicher, dass die Struktur klar definiert ist. Zeitbezogene Klauseln
Dein Vertrag muss seine Laufzeit angeben, einschließlich des Start- und Enddatums, da es sich um eine befristete Vereinbarung handelt. Er kann auch eine Probezeit enthalten, die sechs Monate nicht überschreiten und nicht beim selben Arbeitgeber verlängert oder wiederholt werden darf. Während der Probezeit gelten unterschiedliche Kündigungsregeln: Arbeitgeber müssen eine Frist von 14 Tagen einhalten, während Arbeitnehmer 14 Tage Kündigungsfrist haben, wenn sie die VAE verlassen, oder einen Monat, wenn sie zu einem anderen Arbeitgeber in den VAE wechseln. Nach der Probezeit muss die Kündigungsfrist (von beiden Parteien) zwischen 30 und 90 Tagen liegen, wie im Vertrag festgelegt. Standardarbeitszeiten (max. 8/Tag oder 48/Woche) und Ruhetage sollten ebenfalls aufgeführt sein, wobei zu beachten ist, dass die Arbeitszeiten während des Ramadan typischerweise reduziert sind. Urlaubsansprüche (gemäß Gesetz)
Der Vertrag sollte deine gesetzlichen Urlaubsansprüche widerspiegeln. Dazu gehören Jahresurlaub (normalerweise 30 Tage nach einem Jahr, anteilig für Teilzeitbeschäftigte), Krankheitsurlaub (bis zu 90 Tage nach der Probezeit), Mutterschaftsurlaub (60 Tage), Vaterschaftsurlaub (5 Tage) und möglicherweise andere wie Trauer- oder Bildungsurlaub. Wettbewerbsverbote und Vertraulichkeit
Achte auf eine Wettbewerbsverbotsklausel (Artikel 10). Diese kann dich daran hindern, nach deinem Ausscheiden zu einem Konkurrenten zu wechseln oder ein ähnliches Unternehmen zu gründen. Damit sie gültig ist, muss sie angemessen sein und die Dauer der Beschränkung (max. 2 Jahre), den geografischen Bereich und die Art der Arbeit klar definieren. Bewerte ihre Fairness sorgfältig. Du wirst wahrscheinlich auch Klauseln zur Vertraulichkeit (Schutz von Firmengeheimnissen) und zum Datenschutz finden. Abfindung am Ende des Dienstverhältnisses (Gratuity)
Dein Vertrag sollte deinen Anspruch auf eine Abfindung am Ende des Dienstverhältnisses anerkennen, obwohl die Berechnungsmethode gesetzlich festgelegt ist. Sie basiert auf deinem Grundgehalt und deinen Dienstjahren (21 Tage Grundgehalt pro Jahr für die ersten 5 Jahre, danach 30 Tage Grundgehalt pro Jahr). Gute Nachrichten: Nach dem neuen Gesetz verfällt die Abfindung in der Regel auch dann nicht, wenn du wegen groben Fehlverhaltens entlassen wirst. Rechtlicher Rahmen
Schließlich sollte der Vertrag festhalten, dass er dem Bundesarbeitsgesetz der VAE unterliegt und Streitigkeiten in die Zuständigkeit von MOHRE und den Gerichten der VAE fallen. Überprüfe immer doppelt, ob der endgültige Vertrag mit dem ursprünglichen Angebotsschreiben übereinstimmt. Vertragsverhandlungen in den VAE meistern
Ein Jobangebot zu erhalten ist aufregend, aber das Gespräch ist damit nicht immer beendet. Verhandlungen sind in den VAE üblich und werden erwartet, besonders in Bezug auf Gehalt und Zusatzleistungen. Während einige Bedingungen gesetzlich festgelegt sind, gibt es bei anderen Spielraum. So gehst du strategisch vor: Wann verhandeln?
Das Timing ist entscheidend. Warte im Allgemeinen, bis du ein formelles schriftliches Angebot hast, bevor du über Gehalt sprichst oder Bedingungen verhandelst. Das zeigt, dass du an der Rolle selbst interessiert bist, nicht nur am Geld. Vorbereitung ist Macht
Mach deine Hausaufgaben! Recherchiere typische Gehaltsspannen für deine spezifische Rolle, Branche und Erfahrungsstufe in Dubai oder dem relevanten Emirat. Nutze Online-Gehaltstools (wie Bayt.com, GulfTalent), Erkenntnisse von Personalvermittlungen und berücksichtige die lokalen Lebenshaltungskosten. Kenne deinen Wert – bereite dich darauf vor, die einzigartigen Fähigkeiten und den Wert, den du einbringst, zu artikulieren und, wenn möglich, vergangene Erfolge zu quantifizieren. Konzentriere dich auf den Wert, den du dem Unternehmen bietest. Strategischer Ansatz
Denke über das reine Grundgehalt hinaus; betrachte das gesamte Vergütungspaket – Grundgehalt, Zulagen (Wohnen, Transport, Schule), Krankenversicherung, jährliche Flüge, Boni und Abfindung. Manchmal ist ein Arbeitgeber beim Grundgehalt strenger, aber flexibler bei Zulagen oder Zusatzleistungen. Setze dir eine realistische Zielspanne, kenne deine Untergrenze und sei bereit, deine Forderung zu begründen. Gehe die Verhandlung professionell und respektvoll an und berücksichtige kulturelle Normen – obwohl direkte Verhandlungen üblich sind, ist ein positiver, kooperativer Ton entscheidend. Über das Grundgehalt hinaus verhandeln
Wenn sich beim Grundgehalt nichts bewegt, erkunde andere Bereiche. Kann die Wohn- oder Transportzulage erhöht werden? Gibt es Spielraum für einen garantierten Bonus, zusätzliche Urlaubstage, Unterstützung für berufliche Weiterentwicklung oder flexiblere Arbeitszeiten? Den Deal abschließen
Sobald du dich auf Änderungen geeinigt hast, bestehe darauf, dass alles klar im endgültigen schriftlichen Vertrag dokumentiert wird, bevor du unterschreibst. Mündliche Versprechen sind schwer durchzusetzen. Wenn du konkurrierende Angebote hast, kannst du sie taktvoll erwähnen, um deine Position möglicherweise zu stärken, aber gehe damit professionell um. Und denke daran, kenne deinen Punkt, an dem du aussteigst. Wenn das endgültige Angebot nach Verhandlungen nicht deinen Mindestanforderungen entspricht, sei bereit, höflich abzulehnen. Was tun bei Problemen? Streitbeilegung verstehen
Manchmal kommt es trotz aller Bemühungen zu Meinungsverschiedenheiten über den Vertrag – vielleicht wegen unbezahlter Löhne, Kündigungsbedingungen oder der Berechnung von Zusatzleistungen. Die VAE haben ein klares Verfahren für solche Fälle, hauptsächlich über MOHRE für Arbeitsplätze im Privatsektor auf dem Festland. Versuche zunächst, das Problem direkt mit deinem Arbeitgeber zu lösen. Wenn das scheitert, kann jede Partei eine formelle Beschwerde bei MOHRE einreichen, normalerweise online oder über deren Callcenter. Es gibt in der Regel eine Frist von einem Jahr, um einen Anspruch geltend zu machen, ab dem Zeitpunkt, an dem der Anspruch fällig wurde. MOHRE fungiert zunächst als Vermittler und versucht, beiden Seiten zu helfen, eine gütliche Einigung zu erzielen, oft innerhalb von 14 Arbeitstagen. Bei Streitigkeiten mit Forderungen bis zu 50.000 AED hat MOHRE nun die Befugnis, eine endgültige, verbindliche Entscheidung zu treffen, wenn die Mediation scheitert. Liegt die Forderung über 50.000 AED oder möchte eine Partei die Entscheidung von MOHRE (bei Forderungen unter 50.000 AED) anfechten, wird der Fall an die Arbeitsgerichte verwiesen. Das Führen detaillierter Aufzeichnungen (Vertrag, Gehaltsabrechnungen, E-Mails) ist während dieses gesamten Prozesses unerlässlich. Die Unterzeichnung deines VAE-Arbeitsvertrags ist ein bedeutender Schritt. Indem du die wichtigsten Klauseln verstehst, deine Rechte gemäß dem Arbeitsgesetz der VAE kennst und dich effektiv auf Verhandlungen vorbereitest, kannst du diesen Prozess selbstbewusst angehen und sicherstellen, dass die Vereinbarung deinen Wert wirklich widerspiegelt und dich auf einen erfolgreichen Karriereweg in den Emiraten vorbereitet. Denke daran, nach der Unterzeichnung ist dieser Vertrag die rechtsverbindliche Grundlage deines Arbeitsverhältnisses. Wenn du auf komplexe Klauseln stößt oder unsicher bist, ist es immer eine kluge Option, rechtlichen Rat einzuholen.